Dienstag, 11. Oktober 2011

Die vergangenen Tage in Kyoto waren relativ ereignisreich, daher auch die niedrige Frequenz an Einträgen.

Zuerst mal ein Update bezüglich meiner Ausrüstung. Mein Zimmer füllt sich langsam weiter mit Gegenständen wie einem Wasserkocher oder einer Pfanne für eine Induktionsherdplatte. Das Kochen könnte ergo bald beginnen, aber leider kümmert sich die Verwaltung des Wohnheims gerade erstmal darum, dass mein kaputter Kühlschrank repariert wird. Vorerst habe ich also keinen Platz, um irgendwas zu lagern, was bei Zimmertemperatur verdirbt.
Weiterhin bin ich seit einigen Tagen im Besitz eines Fahrrades (gebraucht, versteht sich). Hier in Kyoto elementar. Bus und Bahn sind zu teuer und zu langsam. Mit dem Fahrrad kommt man jedoch relativ schnell und kostenlos überall hin. Eine der wichtigsten Errungenschaften ist aber wohl mein Handy. Zeit wurde es. Sich mit Leuten treffen zu wollen und sie einfach nicht zu finden stinkt. Das Teil ist ziemlich typisch japanisch. Ziemlich klein, aufklappbar und hat viele lustige Funktionen. Hier schreibt man übrigens mit dem Handy schon seit Jahren Mails, die mit 30000 Zeichen und einem Preis pro 1 Yen per Mail der SMS weit überlegen sind. Trotz des günstigen Preises, hab ich mir sicherheitshalber mal eine Flatrate für 300 Yen/Monat geholt. Telefonieren ist mit 90 Yen/Minute dafür nämlich umso teurer. Aber telefoniert wird eh nur in Notfällen. Dank der Tastatur schreibt man an einer Mail allerdings ewig, weil die Japaner leider keine Eingabehilfe benutzen. Zumindest nicht für alphabetische Buchstaben. Für das japanische Schreibsystem ist eine Art fernöstliches T9 integriert. Gutes Teil.

Auf.
Zu.

Der Japanese Placement Test ist übrigens wie erwartet, aber keineswegs enttäuschend verlaufen. Unterteilt war er in zwei Abschnitte. Der erste davon relativ einfach. Verlangt war im Prinzip das, was man an der Uni in den ersten Semestern gelernt hat. Vom einfachen Hiragana/Katakana bis hin zu Partikelübungen und grammatikalischen Erscheinungen wie Kausativ-Passiv.
Der Campus
Wer diesen Test bestanden hat, durfte nach einer Mittagspause zum zweiten Mal antreten und einen weitaus längeren und weitaus schwierigeren Test absolvieren. Vokabeltest (autsch!), Grammatik, Leseverständnis und Kanji waren gefragt. Die unglaubliche Flut an Kanji, die oft ohne Furigana über einen hereinbrach, war leider uncool. Trotzdem schaffte ich es tatsächlich, mich immerhin in die Stufe Intermediate I zu kämpfen. Amüsanterweise hat es nur ein einziger Chinese geschafft, die Advanced-Stufe zu erreichen.

Am Wochenende war hier einiges los. Freitags ging es abends nach einer kleinen Wohnheimsparty mit diversen Austauschschülern und ein paar Japanern mit dem harten Kern unserer Flur-Gang in eine nahegelegene Bar und anschließend per Taxi nach Sanjou, in den Butterfly Club. Klingt ziemlich schwuchtelig und war es auch, da ca. 85% der Besucher Penisträger waren, die Raumtemperatur wahrscheinlich 35°C betrug und von der Luftfeuchtigkeit will ich gar nicht erst reden.
Sonnenuntergang
Tja, schlechten Abend erwischt. Normalerweise geht es angeblich weniger homo in den Clubs von Kyoto zu. Ansonsten machte das Nightlife auch gut was her, vor allem für eine derart traditionelle Stadt. Die Straßen bis in den Morgen prall gefüllt mit teilweise höchstgradig aufgemotzten Leuten, diverse Clubs und Bars und selbst die Preise sind größtenteils ziemlich okay. Hier kann man auf jeden Fall dick Party machen. Nach dem Club-Besuch ging es, für viele bereits torkelnd, durch die Straßen von Downtown Kyoto, wo wir an einer Ampel von zwei total unscheinbar aussehenden Japanern angetextet wurden, mit denen wir nach einem kurzen Plausch bereits in die nächste Izakaya marschierten. Nach dem ein oder anderen Bier dort ging es dann zum Sonnenaufgang zurück ins Wohnheim.

Telefonzelle
Am Sonntag stand dann im Okazaki-Park ein riesiges Fest auf dem Plan, wo diverse Schüler und Studenten der Kansai-Gegend ihre tänzerischen und musikalischen Künste zur Schau stellen konnten. Der gesamte Park war für Autos gesperrt, dafür aber dicht gefüllt mit jungen und alten Leuten, die sich zu tausenden vor den kleinen Tanzbühnen drängten. Glücklicherweise war das Wetter extrem gut. So konnte man nämlich besonders gute Photos von im Park befindlichen Heian-Schrein machen, der hauptsächlich durch die Farben Rot, Weiß und Dunkelgrün ins Auge sticht. Macht sich besonders gut vor einem wolkenlosen Himmel. Auch das riesige, rote Torii vor dem Schrein, das zu den größten in ganz Japan gehört, macht schwer was her. Am Abend fand im Innenhof des Schreins auf einer größeren Bühne das große Finale statt. Mit Bands und erneuten Tanzeinlagen.

Da gestern Feiertag war (Tag des Sports und der Gesundheit), gingen heute die ersten tatsächlichen Uni-Kurse nach regulärem Stundenplan los. Der Japanisch-Unterricht ist nicht besonders spektakulär. Ist zwar praktisch, weil er ausschließlich auf, für meine Verhältnisse, recht anspruchsvollem Japanisch-Niveau stattfindet, aber abgesehen von einem kurzen Test und einer Selbstvorstellung ist heute kaum etwas passiert. Zudem lernt man in einem Austauschjahr wohl eher eine Sprache durch Kommunikation außerhalb des Unterrichts.





Tyler wants be a scientist.

1 Kommentar:

  1. Ich hoffe mal, dass dein Kühlschrank bald einsatzbereit sein wird - gut vorbereitet bist du jedenfalls, und dann kannst du wieder fein kochen! Das Fahrrad ist super, sogar mit Körbchen, hihi. Ich wäre jah dafür, dass du einen Blitz auf die Stange malst, aber lebensnotwendig ist es vielleicht nicht. ...vielleicht! Schickes Handy, kann mir vorstellen, dass es ohne nicht wirklich cool ist.
    Herzlichen Glückwunsch nochmal zu dem Ergebnis deines Testes! Bin sehr stolz auf dich ;]
    Flur-Gang, haha. Freut mich, dass du auch in Kyoto gut feiern gehen kannst. Und bei dir ist wirklich viel los, du bist viel unterwegs und es gibt viele Feste und so, dann wird dein Japanisch sicherlich auch stetig superer, oder? Kommunikation ist glaube ich wirklich das A und O, also bleib fein dran. Naja, spektakulären Unterricht darf man wohl nirgends erwarten, aber bei anspruchsvollem Unterricht lernst du umso mehr, und das ist doch gut.
    Wieder sehr schicke Bilder dabei <3

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