Donnerstag, 9. August 2012

Korea - Ein Invasionsbericht

Wie üblich blieben die Einträge hier lange Zeit aus und eigentlich befände ich mich zum jetzigen Zeitpunkt bereits in der Heimat, doch da chinesische Fluggesellschaften sich mal wieder als höchstgradig ineffizient erwiesen haben, verlängerte sich mein Japan-Aufenthalt bis zum kommenden Sonntag. Dies gibt mir ergo die Zeit, ein paar Einträge nachzuholen, um die ich mich eigentlich erst in Deutschland kümmern wollte, denn schließlich herrschen vor der Tür angenehme 36°C bei 85% Luftfeuchtigkeit und mein Drang, mehr als nur meine Finger zum Schreiben zu bewegen, ist erschreckend gering.

Hiermit erfolgt also nun der Bericht zum höchst amüsanten Korea- bzw. Seoul-Trip Anfang Juni.
Gebucht wurde der ganze Kram überraschend spontan, da wir nur sehr zufällig einen extrem günstigen Flug (ca. 150€, hin und zurück) der noch jungen Peach Airline entdeckten. Zwar hatten die meisten Beteiligten Unterricht zur Zeit des geplanten Korea-Aufenthalts, doch rebellisch wie die Jugend nun mal ist, hat das nicht einmal die Randgebiete unseres Gewissens tangiert.
Da es sich nur um einen Aufenthalt für 4 Tage handelte, machte ich mich, bewaffnet mit einem Rucksack und unverschämt gutem Aussehen (okay, nein, nicht wirklich, es war gelogen, tut mirleidjesuswashabichnurgetan), zusammen mit den anderen auf den Weg zum Kansai International Airport in der Bucht von Osaka. Natürlich befanden sich alle bereits in einem Taumel zügelloser Vorfreude, angesichts des Rufes, den Seoul international genießt. Für alle, die nichts davon gehört haben: Party, Shopping, Ladies. Und natürlich billiges, aber leckeres Essen.

Der Flug war hochgradig unspektakulär und in Seoul angekommen beschafften wir uns erstmal haufenweise koreanische Kohle. Da wir bereits am Flughafen feststellen durften, dass das Gerücht bezüglich der extrem niedrigen koreanischen Preise wahr ist, besorgte man für die Gruppe auch gleich noch 2 koreanische Miet-Handys, um in Südkoreas Hauptstadt nicht hoffnungslos verloren zu gehen. Die Fahrt vom Flughafen in das Stadtviertel Hongade gestaltete sich ebenfalls als ziemlich lang und ziemlich langweilig. Am späten Abend kamen wir dann aber wenigstens in einem Stück im Kimchi Hostel an. Kein Witz übrigens, denn das Hostel heißt wirklich so. Steht wahrscheinlich in enger Partnerschaft mit dem Haxen Hostel in München. Unser gemeinschaftliches Riesenzimmer reichte jedenfalls genau für die Anzahl der mitgereisten Personen und die feindliche Übernahme von Lebensraum im Osten war damit abgeschlossen. Kleiner Scherz am Rande, aber wir hatten ein eigenes Badezimmer.
Geschunden von den Strapazen der Reise machten wir uns wenig später auf ins Nachtleben von Hongdae, um unsere Mägen mit koreanischen Kulinaritäten zu füllen. Auf unserem Weg durch die Straßen Seouls stellten wir auch relativ schnell fest, dass Korea sich in der Tat sehr von Japan unterscheidet. Berge von Müll säumen die Gehwege und während der gemeine Japaner sich durch übertriebene Freundlichkeit auszeichnet, wartet man in Übersee vergeblich auf eine Entschuldigung.
Relativ billig fanden wir dann jedenfalls nach kurzer Suche ein Straßenrestaurant, in dem Yakiniku (prinzipiell nichts weiter als gebratenes Fleisch) serviert wurde. Logischerweise das koreanische Original, das die Japaner so erfolgreich adaptierten. Die Art des Essens und der Geschmack unterschieden sich in der Tat gewaltig, wobei es der ursprüngliche koreanischen Version allerdings ebenso wenig an Schmackhaftigkeit mangelte. Da es in Korea üblich ist, das Fleisch in ein Gemüseblatt zu wickeln und wir ahnungslosen Ausländer uns eher mäßig talentiert anstellten, kam uns die alte Dame zu Hilfe, die offensichtlich den Laden schmiss. Als sie mir das Essen allerdings persönlich mit der Hand in den Mund steckte und mir nachher selbigen mit einer Serviette abwischte, kam mir ihre Hilfsbereitschaft auf eine bemutternde Weise sehr befremdlich vor.
An den weiteren Tagen folgte stets ein ähnliches Programm. Essen, Sightseeing, Shopping, Party, Schlafen. Da eine ausführliche Beschreibung all dieser Tage unendlich viel Platz in Anspruch nehmen und diesen Eintrag noch langweiliger lassen würde, werde ich mich auf das wichtigste beschränken.

Fangen wir mit dem Essen an. Essenstechnisch hat Korea jedenfalls einiges zu bieten. Nicht nur angenehm niedrige Preise, sondern auch ziemlich viel, ziemlich leckeren Scheiss. So kamen wir beispielsweise in den Genuss eines All you can eat-Buffets für lediglich umgerechnet 4€, das auch tatsächlich in Sachen Geschmack punkten konnte. Der Kram, der teilweise in Seouls Straßen verkauft wird und dessen Namen und Inhalte mir völlig unbekannt ist, erwies sich übrigens ebenso als sehr lecker. Dass der Preis hier stets unter einem Euro blieb, muss ich wohl gar nicht erst erwähnen. In den Genuss von lebendigem Oktopus kam ich allerdings nicht, da die Zeit hierfür nicht mehr ausreichte.

Im Sightseeing-Bereich handelten wir aufgrund des geringen Zeitrahmens natürlich nur das wichtigste ab, was Seoul zu bieten hat. Wie etwa den imperialen Palast, der nicht nur sehr ansehnlich ist, sondern auch ordentlich groß. Was die Architektur anbetrifft, lässt sich wie in Japan auch in Korea der chinesische Einfluss natürlich nicht leugnen, weswegen der koreanische Palast natürlich nichts darstellte, was einen nach einem Jahr in Japan in ehrfürchtiger Verwunderung erstarren lässt. Museumsbesuche halte ich im Übrigen nicht für interessant genug, um ihre Inhalte in einem Blog niederzuschreiben.

Daher springe ich wohl am besten gleich zum Highlight des Sightseeing-Teils. Der Besuch der Grenze zu Nordkorea. Die Tour dorthin kostet etwa 60€ pro Person und beinhaltet einen kompletten Tag im Grenzgebiet, inklusive An- und Abreise, Führungen, die von Soldaten geleitet werden, einen Besuch der nordkoreanischen Seite und sogar Verpflegung. Unsere Führerin war jedenfalls ausgesprochen amüsant und erheiterte die ganze Gruppe meist unabsichtlich mit ihren Englisch-Kenntnissen und der Tatsache, dass sie eine putzige, verwirrte Koreanerin in ihren Zwanzigern war.
An dieser Stelle seien folgende Zitate genannt:

  • Through this tunnel thirty-thousand-million people can pass in one hour.
  • I learn English with American Drama like Grey's Anatomy. There is not many words I can use for my job. Infiltration? What is this? I never heard this before!
Die Grenzlinie

Diesen komplexen Sicherheitstrakt, die zahllosen südkoreanischen und amerikanischen Soldaten, das endlose militärische Aufgebot in allen Variationen und besonders die nordkoreanische Seite zu sehen, war natürlich hochgradig interessant. Dass an der direkten Grenzlinie strikte Regeln wie Winkverbot, Verbot von hektischen Bewegungen, Photographieverbot in bestimmte Richtungen und Sicherheitsabstand galten, ließ die ganze Situation auf jeden Fal noch um einiges beeindruckender wirken. Die nordkoreanische Seite kann übrigens nur innerhalb eines Hauses betreten werden, dass direkt zu gleichen Teilen auf der Grenzlinie errichtet wurde. Passiert man die Grenze außerhalb dieses Gebäudes, wird man den Aussagen der amerikanischen Soldaten zufolge, erschossen. Erschossen wurde aber auf der Tour leider niemand.





Zurück nach Seoul. Shopping betreffend kann man Seoul wohl nur überbieten, wenn man Tokyo heißt. Je nach Stadtviertel reiht sich hier ein Laden an den nächsten. Vertreten ist hier alles, von schäbigen Straßenmärkten mit gefälschten Ray-Ban-Sonnenbrillen, bis hin zu H&M und Uniqlo. Qualitativ hochwertiges Zeug sollte man nach Möglichkeit aber wohl woanders suchen gehen. Männer haben es sowieso schwer, da sich 90% aller Geschäfte auf die Damenwelt beschränken. Auch irgendwelche unbekannten Designer- oder Indie-Stores sind mir nicht untergekommen. Dafür ist hier ebenfalls der meiste Scheiss recht erschwinglich, so lange man nicht viel Wert darauf legt, Marken wie Nike oder gar Chanel zu erwerben.

Wenn es um Party, Clubs und Feiern geht, ist die Stadt meiner Meinung nach allerdings nur schwer zu übertreffen. Auch Tokyo kann da nicht wirklich mithalten. Nicht nur sind auch hier selbst die Preise für gehobene Clubs immer noch bezahlbar, sondern wissen die Koreaner schlichtweg, wie man eine Party schmeißt. Alle Clubs, in die ich meinen Fuß setzte, hatten nicht nur verflucht gute Töne am Start, sondern waren auch in ihrer Inneneinrichtung allen anderen mir bekannten derartigen Etablissements überlegen. Pool neben dem Dancefloor lässt grüßen.
Auch das Publikum ist schlichtweg besser als sonstwo, denn die koreanische Jugend scheint tatsächlich Spaß am Feiern und besseres zu tun zu haben, als sich in einer Reihe aufzustellen und dem DJ zu zu winken, wie es gerne mal ihr japanischen Pendant praktiziert. Dass Seoul eine Stadt ist, in der die jungen Damen überdurchschnittlich hübsch sind (spart euch das Argument mit den koreanischen Schönheits-OPs) und in überdurchschnittlich hoher Anzahl auftreten, oder eine Vorliebe für High Heels und kurze Kleider haben, trägt natürlich auch beim Ausgehen zur besseren Stimmung bei. Die fast schon gehirnlos wirkende Faszination für Ausländer hegen Koreaner übrigens nicht in gleicher Form, was die Eroberung einer Dame für nicht-koreanische Interessenten wahrscheinlich schwieriger gestalten dürfte, aber insgesamt einfach nur erfrischend angenehm ist.

Ich bin des Schreibens müde und eigentlich weiß jeder, der den Kram da oben gelesen hat, jetzt einigermaßen gut über meinen Korea-Aufenthalt Bescheid. Sollte tatsächlich jemand irgendwas wissen wollen, von dem ich nicht berichtet habe, so verfasse er einen Kommentar.
Schaut euch lieber ein paar Bilder an.