Dienstag, 12. Juni 2012

Kobe Matsuri - Samba, Samba

Mal wieder gilt die Devise Besser spät als nie, denn schon vor mehr als 2 Wochen fand in Kobe das Kobe Matsuri, ergo gewissermaßen ein Stadtfest, statt. Im Gegensatz zu den Festen Kyotos, die dafür bekannt sind, sehr traditionsreich und historisch zu sein, hat das Kobe Matsuri den Ruf eines modernen Festivals mit viel Tanz, Gesang und Musik. Wie sich schon kurz nach unserer Ankunft in der Stadt am Meer herausstellte, war dieser Ruf auch völlig gerechtfertigt.
Nicht nur ist Kobe im Gegensatz zu Kyoto sehr modern und entbehrt auf den ersten Blick sämtlichen traditionellen Gebäuden (sicherlich größtenteils verschuldet durch das verheerende Erdbeben 1995), sondern auch die Bewohner unterscheiden sich meiner Ansicht nach völlig von denen meiner temporären Heimat. Zudem einigte sich das männliche Publikum darauf, dass Kobe den Ruf als eine der 3 Städte mit den hübschesten Damen zu Recht verdient hat. Aber das nur so am Rande.

Direkt in der Nähe des Bahnhofs begannen die Straßensperren für das Matsuri und hinter selbigen schoben sich bereits lautstark Massen von Japanern zwischen Fressbuden und noch mehr Japanern über den Asphalt. Abgesehen von einer großen Menschenmenge unterschied sich das Kobe Matsuri bis dato noch nicht großartig von anderen japanischen Festen. An der abgesperrten Hauptstraße angekommen, durften wir aber schnell feststelen, dass es sich doch tatsächlich um eine völlig andere Art von Matsuri handelte. Überall Lautsprecher, aktuelle Musik (Pop, Rock, etc.) und Tänzer, die das Publikum mit diversen Einlagen bei Laune halten sollten.
Nach ein paar angesehen Tanzaufführungen machten wir uns auf den Weg zu einem kleinen Park, der in der Nähe lag, um die dort aufgebauten Essensstände mit unserer Fresswut zu beehren. Ich gönnte mir ein in Rindfleisch eingewickeltes Onigiri (was es nicht alles gibt) und durfte feststellen, dass so ein kleines Teil den Magen ziemlich schnell ziemlich füllt.
Auch im Park gab es weitere, traditionellere Tanzaufführungen, die man sich guten Gewissens beim Essen reinziehen konnte. Im Anschluss ging es zurück zur Hauptstraße, wo wir das oberste Stockwerk eines öffentlichen Gebäudes erklommen, das dafür bekannt ist, kostenlos einen schicken Ausblick über Kobe zu gewähren. Man hatte uns nicht belogen. War durchaus sehenswert (siehe Photos), besonders da man auf der einen Seite die mit Wäldern komplett zugewucherten Berge, aber auf der anderen Seite direkt das endlose Meer bestaunen durfte. Zudem war es nett anzusehen, wie sich am Fuße des Hochhauses hunderte oder gar tausende von Menschen durch die Straßen bewegten.

Als wir das Gebäude wieder verließen, stolperten wir nicht nur in eine Kolonne von Tänzern, die als diverse Star Wars-Charaktere (sehr traditionell japanisch, versteht sich) verkleidet waren, sondern gleichzeitig in eine regelrechte Horde von Samba-Tänzerinnen. Das war zwar wenig einheimisch, gefiel aber den Herren der Schöpfung ganz gut. Außerdem war es tatäschlich recht erleichternd zu sehen, dass Japaner, die sich bei mir, nachdem ich nun schon fast ein Jahr hier bin, den Ruf als Menschen verdient haben, die ihre Emotionen nicht nach außen tragen, auch mal ein bisschen die Hüften schwingen, halbnackt durch irgendwelche Straßen tanzen und tatsächlich den Eindruck erwecken, fröhlich zu sein. Die Samba-Parade war jedenfalls das große Finale de Kobe Matsuri und wahrscheinlich die längte aller Tanzeinlagen. Die spektakulärste natürlich auch.

Nachdem wir auch das hinter uns gebracht hatten, begab man sich nach einem Mittagessen in Kobes Chinatown, kollektiv zu Fuß zur Hafengegend, die besonders in einer modernen Stadt wie Kobe ordentlich Eindruck geschunden hat. Nicht etwa nur, weil eine ziemlich begabte Band (deren Sängerin unverständlicherweise von unseren Japanischkünsten übrigens schwer beeindruckt war) direkt am Wasser lautstark ein kleines Konzert zum Besten gab, sondern auch weil das Ganze bei einsetzender oder fortgeschrittener Dunkelheit noch um einiges spektakulärer aussieht. Ergo beschränkten wir uns darauf, uns mit Milchshakes (erworben bei Lotteria in einer Rabattaktion, yeah) gewappnet das schicke Lichterspiel auf dem Wasser, verursacht durch zahlreiche Gebäude, ein infernalisch beleuchtetes Riesenrad und einige Schiffe, zu Gemüte zu führen. In Kombination mit dem warmen Sommerabendtemperaturen hat man auch nicht viel mehr gebraucht, um jeglichen Beschwerdegründen zu entbehren. Vielleicht ging es den zahlreichen Pärchen um uns herum ein wenig anders, denn die unverschämt lauten Ausländer belagerten schließlich Kobes beliebtesten Dating-Platz.

Insgesamt jedenfalls ein sehr gelungener und interessanter Tag. Ich hatte mir Kobe bis dato jedenfalls völlig anders vorgestellt.

Wie immer, Bildmaterial zum Schluss.















Total cooler Typ.

Eigentlich gab es noch mehr extrem schicke Photos von Kobes Hafen bei Nacht, aber zu jenem Zeitpunkt hatte meine Kamera mich bereits akkutechnisch im Stich gelassen und um mir die restlichen Aufnahmen von irgendeinem meiner Mitstreiter in Sachen Photographie zu besorgen, war ich bisher schlichtweg zu faul.