Sonntag, 11. Dezember 2011

So. Mal wieder was neues.

Die 中間テスト (Mid Term Tests) sind vorbei und ergo finde ich endlich mal wieder Zeit, diesen Blog ein wenig zu updaten. Naja, gut, um ehrlich zu sein, hatten die Tests eher weniger damit zu tun als die Veröffentlichung von Skyrim im November. Ist aber auch nicht viel passiert, ehrlich gesagt. Ebenso die Zahl an kürzlich gemachten Photos hält sich schwer in Grenzen. Das liegt hauptsächlich an zwei Punkten: Erstens ist das Verhältnis zwischen gutem Wetter und dem Mitführen einer Kamera noch nicht einwandfrei ausbalanciert, um es mal diplomatisch zu formulieren, zweitens habe ich zwar schon einige Orte hier gesehen, aber die vielen restlichen Tempel, Schreine und sonstigen Sehenswürdigkeiten, die noch besichtigt werden wollen, bleiben mir meist verwehrt, da die Kombination aus täglichem Unterricht, schlechtem Wetter am Wochenende und der Tatsache, dass es hier um 5 Uhr dunkel wird, für das Besichtigen nicht gerade förderlich ist.

Dafür ging es an den letzten 3 Wochenenden nach Osaka. Vorvorletzte Woche zu dem im letzten Blog-Eintrag bereits erwähnten Gratis-Konzert von LOUDNESS. Na gut, eigentlich war es kein Gratis-Konzert, aber weil ich das Glück hatte, den Neffen des Sängers zufällig vor einem Konbini kennen zu lernen, war es zumindest für mich gratis. Die Band macht ihrem Namen jedenfalls alle Ehre. Lauter Oldschool-Metal halt (30-jähriges Bühnenjubiläum). Trotz der Tatsache, dass es sich um eine Art von Konzert handelte, bei der europäische Metal-Fans den Publikumsbereich in ein Schlachtfeld verwandeln würden, blieben die Japaner sehr ruhig und flippten wenn überhaupt auf ihren zugewiesenen Plätzen aus, ohne selbigen jemals zu verlassen.
Anschließend noch ein Händeschütteln, Photo und kurzes Gespräch mit dem Sänger im kaum verständlichen Kansai-Dialekt und schon ging es auch wieder zurück nach Kyoto.

Vorletztes Wochenende war der Trip nach Osaka lediglich dem Konsum gewidmet. Und dem Essen. Nach einem erneuten Genuss der wahrscheinlich mitunter besten Takoyaki überhaupt und ebenfalls recht leckerem Okonomiyaki ging mein Geld auch noch für einen neuen Mantel, einen Rucksack und einen Pullover drauf. Der Rucksack war mit umgerechnet 100€ wahrscheinlich nicht gerade billig, dafür ist die Qualität aber endlich mal brauchbar und die Optik lässig.
Den Mantel, dessen Kosten sich eigentlich auf ca. 220€ beliefen, konnte ich dank meiner vorzüglichen Japanisch-Skills auf ca. 195€ runterhandeln. Immerhin, ne? Jedenfalls ein ordentlich schickes Teil, auch wenn ich von den meisten hier jetzt noch öfter zu hören bekomme, ich sähe aus wie ein Vampir.
Pulli 14€. Danke, H&M.
Einer der Verkäufer erzählte mir an jenem Tag übrigens, in welchem Club er Tussis auf der Toilette gefickt hat und dass er irgendeine Engländerin aus einem Club mit ins Hotel genommen hat. Bestimmt sein Standard-Kundengespräch.

Und auch am vergangenen  Samstag ging es nochmal in die Stadt am Meer. Kurz im H&M vorbei schauen und ähnlicher Standard-Kram. Dann abends in einen Club, dessen Musik kaum zu unterbieten war. Wenigstens war der Eintritt für japanische Verhältnisse nicht allzu teuer. Nach ein bisschen tanzen und ein paar Gin Tonic verbrachte ich den restlichen Abend aber resignierend.
Nebem dem Club skateten ein paar Typen schon als wir um 9 Uhr ankamen und als wir den Club um halb 5 Uhr morgens verließen, waren sie immer noch dabei. Nur betrunkener. Ein bisschen unterhalten und ihnen beim Skaten zugeschaut. Ist ya eigentlich immer ganz lustig, wenn Leute hinfallen.
Auf dem Weg zum Bahnhof, um den ersten Zug zurück nach Kyoto zu nehmen, durfte ich übrigens feststellen, dass die Straßen Osakas immer noch weitaus voller als in deutschen Städten am Nachmittag waren. Zudem glotzten mich diverse Leute noch exzessiver an als sonst, irgendwelche mir unbekannten Mädels grüßten mich und eine Gruppe Japaner und Japanerinnen, die neben mir standen, fing an, in auch in einiger Entfernung noch wunderbar verständlicher Lautstärke über mich zu reden. Wahrscheinlich weil sie dachten, ich sei ihrer Sprache nicht mächtig. Als ich ihnen, abgefuckt vom Gesamtabend, einen Blick garstigen Grimms zuwarf, begriffen sie jedoch sehr plötzlich, dass dem nicht so ist und trotteten peinlich berührt davon. Sagten zwar nur, ich sei ein cooler Typ, aber ich war wohl nicht in der richtigen Stimmung für Komplimente.

Das war es auch schon. Abgesehen vom abendlichem Ausgehen oder Trips nach Osaka läuft hier alles eher in recht geregelten Bahnen, wie gesagt.

Über das Club-Verhalten der Japaner kommt aber bestimmt noch ein Eintrag. Für selbigen fehlt mir allerdings zum jetzigen Zeitpunkt die Muse. Man gedulde sich.


In Osaka gekaufter Rucksack
Herbstlicher Balkonausblick

Samstag, 19. November 2011

Subjektives über das Leben in Japan. Und Photos.

Ich hätte diesen Eintrag auch alternativ Dinge in Japan, die scheisse und weniger scheisse sind nennen können. Dass er nicht Dinge in Japan, die toll und weniger toll sind heißt, liegt übrigens gar nicht unbedingt an meiner negativen Grundeinstellung zu allem, sondern daran, dass scheisse cooler klingt als toll. Cool wie ich bin, mache ich mir dies zu Nutze, um den Leser wissen zu lassen, wie badass ich bin. Naja, zum Thema. Eine Liste, die übrigens mit großer Wahrscheinlichkeit im laufenden Jahr fleißig ergänzt wird.

Dinge in Japan, die scheisse sind:

  • Unbedingte Regeltreue. Egal wie sinnlos die Regel auch sein mag oder wie viele sinnvollere Alternativen es gäbe, die Regel muss eingehalten werden.
  • Überirdisch schlecht isolierte Gebäude.
  • Der sogenannte 終電 (Shuuden). Der letzte Zug fährt hier nämlich um kurz nach Mitternacht. Nach Hause kommt man dann nur noch zu Fuß, mit dem Rad oder dem Taxi.
  • Aufgrund der in der Natur des Japaners liegenden freundlichen Art, ist oft eine ernst gemeinte Aussage nicht mehr von Heuchlerei zu unterscheiden.
  • Die meisten Waschmaschinen betreiben hier nur eine Kaltwäsche.
  • Der Großteil der Menschen in Kyoto ist entsetzlich verschlossen und Kontakte zu Einheimischen aufzubauen dementsprechend schwer.
  • Lebensmitteleinkäufe sind verhältnismäßig teuer und die Auswahl bescheiden. Besonders wer nicht auf westlichen Kram verzichten kann, wird schnell ein unerklärlich großes Loch in seinem Geldbeutel entdecken.
  • Ist man auch nur in der Lage, sich auf Japanisch zu bedanken, bekommt man von allen Seiten stets zu hören, man habe ein ach so unglaubliches Sprachtalent. Auf die Dauer nervig.
  • Zu viel Chlor im Wasser.
  • Eintrittspreise für Clubs liegen hier zwischen umgerechnet 20 und 40 Euro.
  • Die Qualität gekaufter Kleidung lässt im Regelfall zu wünschen übrig.
  • Alkoholische Getränke enthalten hier zumeist kaum Alkohol.
  • Man fühlt sich eigentlich immer underdressed. Ganz Japan ist ein Laufsteg.

Dinge in Japan, die weniger scheisse sind:

  • Auswahl und Bezahlen des Essens in vielen Restaurants an Automaten, was Warten auf den Kellner und ähnliche Probleme eliminiert.
  • Nahezu alles hat 24 Stunden am Tag geöffnet und das natürlich auch am Sonntag.
  • Verkehrsregeln werden hier lediglich nach eigenem Ermessen eingehalten.
  • Die Service-Kultur ist wohl der jeden anderen Landes überlegen. Hier ist der Kunde nicht König, hier ist er Gott.
  • Wer Shopping mag, wird Japan lieben. Im Prinzip kann man hier alles kaufen. Sie suchen eine handbemalte, goldene Statue eines Frosches mit Piratenhut, die auf einem Sockel aus Weltraummüll platziert wurde? Die Straße runter, links.
  • Das Essen ist lecker und auch noch gesund.
  • Sind Japaner betrunken, sind sie nicht nur offener, sondern auch um einiges angenehmer als europäische Alkoholkonsumenten.
  • Man wird partout nicht bestohlen. Es sei denn, es handelt sich um ein Fahrrad oder einen Regenschirm. An allem anderen haben Japaner anscheinend kein Interesse oder sind einfach ehrlicher als der Rest der Welt.
  • Die Hilfsbereitschaft der Japaner, besonders gegenüber Ausländern, ist kaum zu überbieten. Wodurch auch immer sie bedingt sein mag.

Mehr wird folgen.

Hier ein paar Photos.






Ein Vogel.

Montag, 14. November 2011

Der Osten ruft, ich fröhne dem ziellosen Vegetieren

Wie der ein oder andere vielleicht gemerkt haben mag, bleiben die Einträge in letzter Zeit aus. Liegt, wie vorher schon erwähnt, wohl hauptsächlich daran, dass ich hier jeden Tag Unterricht und andere Verpflichtungen habe, die meinen Sightseeing-Konsum ordentlich einschränken. Und so gerne ich auch mit Kamera bewaffnet die Straßen Kyotos unsicher machen würde, so muss ich doch auch zugeben, dass mir zumeist einfach die Muse fehlt, meine ohnehin schon voll gepackte Tasche und genervte Schulter mit einer nicht gerade handlichen Spiegelreflexkamera zu belasten.

Neben ausbleibenden Photos gibt es auch gar nicht mal so viel zu erzählen. Die Wochenenden werden meist in Downtown verbracht, wo man sich in Bars betrinkt oder ab und an den ein oder anderen Club heimsucht. Jedoch muss ich feststellen, dass es sich kaum lohnt, derartige Lokalitäten aufzusuchen.
Bestes Beispiel: Am vergangenen Freitag machte ich mich nach dem Besuch einer Izakaya auf den Weg zum nächsten Konbini, um am dortigen Geldautomaten Kohle für den anstehenden Club-Besuch abzuheben. Während ich aber so mir nichts dir nichts um Mitternacht da herum stand, sprach mich plötzlich ein betrunkener japanischer Student an, dessen Beispiel seine weniger betrunkenen Freunde kurz darauf folgten. Wie es der Zufall so will, habe ich mich nicht nur 3 Stunden mit den Typen unterhalten, Handy-Nummern ausgetauscht und Gratis-Bier bekommen, sondern einer jener Typen war auch noch der Neffe des Sängers der japanischen Heavy Metal-Band LOUDNESS.  Als ob das nicht schon cool genug wäre, gehe ich wohl Ende des Monats auch noch mit den Herren dank hervorragender Connections kostenlos auf eines der LOUDNESS-Konzerte, haha.
Nach der Verabschiedung machte ich mich wieder auf den Weg zum überteuerten Club, den ich um 3 Uhr morgens (schließt seine Pforten übrigens um 5 Uhr) nicht mehr für umgerechnet 25€ betreten wollte. Als ich also auf die restliche Crew vor dem Club wartete, sprachen mich schon nach kurzer Zeit zwei Mädels an, die sich ebenfalls über 2 Stunden lang mit mir unterhielten und hoffentlich meinen Japanisch-Sprachkenntnissen den ein oder anderen Boost verliehen.
Die Moral von der Geschichte ist kurz, aber knackig: Clubs sind teuer und scheisse, voll mit Schlampen und wer interessante Leute kennenlernen will, der sucht gefälligst auf der Straße oder ist cool genug, um ständig beim bloßen Rumstehen angesprochen zu werden.

Montag, 31. Oktober 2011

Wie es aussieht, folgen meine Einträge fast nur noch im Wochentakt. Das liegt vermutlich daran, dass es während der Woche kaum etwas zu berichten gibt und ich am Wochenende zu beschäftigt bin.


Am vergangenen Samstag machte sich die gesamte Shugakuin-Crew jedenfalls mal wieder auf zur Stamm-Izakaya, um bei der Nomihoudai mal wieder dem Alkohol zu fröhnen. Nach ein paar Bier und 4 Gin Tonic war ich jedenfalls nach dem Verlassen der Izakaya schon an dem Punkt angekommen, wo es eigentlich am sinnvollsten wäre, mit dem Trinken aufzuhören. Da ich kein besonders sinnvoller Mensch bin, habe ich dies nicht getan. Vor dem Laden sprach mich dann ein seltsamer, alter (vermutlich zwischen 30 und 40) Typ an und wollte uns ein paar gute Clubs zeigen. Wie sich heraus stellte, hatte er selbst nicht die geringste Ahnung, wo er eigentlich hin wollte. Ich hab mich aber trotzdem gut mit ihm unterhalten und als wir gerade durch die Straßen wanderten, holt er sein Handy aus der Tasche, ruft jemanden an, gibt mir das Telefon und erklärt mir, ich solle doch ein bisschen mit seiner Frau telefonieren. Gesagt, getan. Nach ein paar Minuten am Telefon mit der äußerst netten und amüsierten Dame, gab ich ihm sein Handy zurück. Da sich die Gruppe zu dem Zeitpunkt ohnehin in alle Himmelsrichtungen verteilte, beschloss ich, dem seltsamen Typen auf gut Glück in die nächste Bar zu folgen. Dort bezahlte er mir im Laufe des restlichen Abends 4 Tequila und zwei mir unbekannte Frauen ein Bier. Im Gespräch mit einer von beiden stellte sich heraus, dass es sich bei ihr um eine 29-jährige Nordkoreanerin handelte. Nordkorea. Möchte mal wissen, wie die aus ihrem Land geschlichen ist.
Morgens gegen 6 Uhr ging es dann mit dem Taxi nach Hause und ab ins Bett. Nach dem Aufwachen folgte der erwartete und obligatorische Hangover, aber nach ein paar Gyoza und Pizza ging es wieder bergauf.

Heute war ich dann nach dem Unterricht mit meiner Kamera in der Gegend des Wohnheims unterwegs und bin mit dem Fahrrad in Richtung Norden, wo die Berge und der Wald beginnen, aufgebrochen. Die Wohngegend dort mit den kleinen Straßen und der verwinkelten Architektur, durchzogen von Bahngleisen, sind insgesamt extrem japanisch. Bot vor dem einsetzenden Sonnenuntergang das ein oder andere ziemlich geile Motiv für ein Photo.






Der Berg brennt.





 

Montag, 24. Oktober 2011

時代祭 - Jidai Matsuri

Letztes Wochenende fand hier in Kyoto das alljährliche Jidai Matsuri statt. Ein Fest, eingeführt aufgrund des Umzugs der japanischen Hauptstadt von Kyoto nach Tokyo. Das Spektakel besteht aus einer riesigen, schier endlosen Parade von unzähligen Personen, die diverse Epochen der japanischen Geschichte durch Kleidung und Rüstungen aus jener Zeit vertreten. Daher auch der Name Jidai Matsuri, was übersetzt so viel heißt wie Fest der Zeitalter. Das Ganze passiert in umgekehrter Reihenfolge. Ergo beginnt die Parade bei bereits mit Gewehren bewaffneten Soldaten der Meiji-Zeit und endet mit in Gewändern gehüllten Reitern der Heian-Zeit. Wir begaben uns mit einigen Leuten aus dem Wohnheim kurz nach 11 Uhr morgens in die Nähe des Marutamachi-Bahnhofs, wo wir direkt am Straßenrand Plätze sichern konnten und so die gesamte Zeit über (fast 4 Stunden) eigentlich einen perfekten Blick auf die Parade hatten.
Hier ein paar Bilder. Ich würde gerne mehr hochladen, aber bei fast 1000 gemachten Photos bin ich irgendwie zu faul, den Kram auszusortieren.












Und abschließend noch ein paar meiner Favoriten: