Sonntag, 16. Oktober 2011

Warum Japaner länger leben

Und wieder mal ein bisschen neues aus Kyoto.

Am vergangenen Donnerstag war ich auf einem Kultur-Trip und habe mir in der schier endlosen Mittagspause zwischen meinen Uni-Kursen an jenem Tag den Yoshida-Schrein in der Nähe des Campus angeschaut. Sehr hübsch, wie fast jeder Tempel und Schrein in Japan, wenn auch hauptsächlich aus einem bewaldeten Berg bestehend. Da ich leider kein passendes Objektiv am Start hatte, gibt es an dieser Stelle auch kein Photo von der größten Spinne in freier Wildbahn, die ich je gesehen habe. Mehr als regungslos am Wegesrand zu lauern tat sie allerdings nicht. Für alle, die ihre Phantasie spielen lassen wollen: Sie war fett, grün, schwarz und gelb.

Das Wochenende war leider ziemlich regnerisch. Sowohl am Freitag, als auch am Samstag monsunartiger Regen. Ich war dennoch dumm genug, am Freitag nach draußen zu gehen, was trotz Regenschirm in nassen Klamotten und nassen Schuhen resultierte. Aber unterwegs hab ich mir einen Rucksack gekauft. Tatsache. Ein brauner Lederrucksack. Mal keine Umhängetasche oder ähnlichen Shit. Rucksäcke scheinen gerade sehr trendy zu sein. Zumindest hier.

Fuchsschwanz von mir hinzugefügt

Am Samstag ging es morgens zu einem Handwerksmarkt in der Nähe des Campus. Verkauft wurde allerlei Zeugs wie Backwaren, Töpfereien oder Kleidung. Kurzum, es war hart langweilig. Danach wieder mal ab zum Okonomiyaki-Essen (das dritte Mal in dieser Woche) und anschließend zum Ginkakuji, dem silbernen Pavillon. Obwohl die gesamte Anlage von Touristen überflutet war und das Wetter äußerst bescheiden, konnte man der japanischen Gartenbaukunst und Architektur auch diesmal eine beeindruckende Ästhetik nicht absprechen. Siehe Photos (auch wenn sie die Stimmung nicht ansatzweise transportieren). Wenigstens weiß ich jetzt, warum Japaner länger leben. Irgendwie haben sie es geschafft, dass man sich nur in einen Garten setzen muss, um Seelenfrieden zu finden.



Abends fuhr die gesamte Wohnheims-Gang dann im strömenden Regen  per Taxi nach Downtown um Party zu machen. Zuerst in die nächste Izakaya für Nomihoudai (All you can drink), was bei einem Preis von ca. 10€ sehr annehmbar war. Zudem war der Laden ziemlich geil. Sehr traditionell japanisch, aber bestens ausgestattet. Gegen Mitternacht, als wir in Richtung der Clubs aufbrachen, waren die meisten von uns schon ziemlich gut betrunken, weswegen wir dank lautem Gröhlen den ohnehin schon perfekten Ruf der Ausländer sicherlich weiterhin positiv beeinflussten. Am Club angekommen dann für umgerechnet knapp 25€ (nach Mitternacht wird der ohnehin schon teure Eintritt nämlich erst richtig hässlich) Einlass erkauft und bis in die Morgenstunden unspektakuläre Tänze aufgeführt, während denen man sich immer fragt, was man hier gerade eigentlich macht und ob es nicht sinnvoller wäre, seine Zeit besser zu nutzen. Ein Mitglied der Wohnheims-Crew hat sich ein Mädel mit ins Wohnheim genommen. Ansonsten war es aber in jeder Hinsicht ein klassisch unnützer Abend für alle Beteiligten.
Heute morgen war ich dann ohnehin erstmal derart am Ende, dass der gesamte Tag im Prinzip gelaufen war. Nachmittags in einem Gyouza-Restaurant gegessen. Das wars.

Nach fast 2 Wochen in Kyoto kann ich jedenfalls schon jetzt mit Gewissheit sagen, dass man nicht besonders lange hier leben muss, um die überirdische Seltsamkeit und die Absurdität zu realisieren, die ganz Japan wie ein dicker, schwerer Nebelschleier ertränken.




2 Kommentare:

  1. ich will auch mal wieder nach japan >.<
    so schön

    und so viel gepflegter als china ;)

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  2. Der Rucksack ist super, gefällt mir sehr! Und die Bilder sind auch wieder fantastisch. Zwar recht grau ob des Wetters diesmal, aber wer hat denn gesagt, grau sei nicht gut, hihi. Dein letzter Absatz ist schön, du großer Poet <3 (haha, Pöt!). Jedenfalls bist du total viel unterwegs, dagegen bin ich der größte Fauli!!

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