Freitag, 30. September 2011

Noch mehr Osaka - Hitze und Regen

Gestern hatte ich mir, beispielhaft für einen besichtigungswütigen Touristen, ein bisschen Kulturprogramm vorgenommen und es auch ordnungsgemäß durchgezogen. Um ca. 11 Uhr morgens machte ich mich auf den Weg zur recht berühmten Burg von Osaka. Der ein oder andere kennt das Teil sicherlich von Postern und den klassischen Japan-Bildern. Nachdem der Weg dorthin sich als wesentlich länger herausgestellt hatte, als es die Karte im Internet vermuten ließ, kam ich leider schwitzend und hechelnd an, da ich die gestrige Temperatur so ungefähr auf knapp 30° Celsius einschätzen würde. Trotzdem war ich höchst begeistert von der endlich erreichten Burg, ihren riesigen Festungsgräben, der monströs protzigen Architektur und den wahrscheinlich fünfzig Schulklassen, die irgendwie alle gleichzeitig das Schloss besichtigen wollten. Weil japanische Kinder aber um einiges putziger sind als der grässliche, schreiende Mob, den man als deutsche Schulkinder bezeichnen könnte, war das gar nicht so schlimm. Insgesamt stellte sich das gesamte Gelände schnell als recht umfangreich heraus und zwischen zahlreichen Grünflächen, ewig langen Wegen und großen Plätzen bahnte ich mir den Weg zum Hauptturm, der eigentlich das ausschlaggebende optische Merkmal ist, das jeder mit der Burg von Osaka verbindet. Angekommen, Photos gemacht, noch mehr Schulklassen entdeckt und anschließend eine Karte für das Museum im Inneren des Turms gekauft. Leider erwies sich besagtes Museum als ziemlich unspektakulär und enthielt für meinen Geschmack eindeutig zu viele Replica. Oben auf der Turmspitze angekommen, noch mehr Photos gemacht, Museum verlassen. Burg verlassen. Mit Sonnenbrand.

Mann mit Chips und Tauben
Japan halt.

Im Anschluss ging es nochmal nach Minamisenba, um sich die Shopping-Meile erneut reinzuziehen. Neben zahlreichen Hosts, die teilweise unter ernstzunehmender Geschmacksverirrung zu leiden schienen, und diversen anderen hippen Japanern, auf die das gottseidank nicht zutraf, gab es allerdings kaum was zu sehen.

Mann läuft energisch die Straße entlang.

Heute ging es, bei starker Bewölkung und vereinzelten Regentropfen, zuerst in Richtung der Dotonbori, einer beliebten Shopping- und Fress-Meile. Auf dem Weg dorthin legte ich mir in einer gut sortierten Drogerie erstmal Haarprodukte zu, die bei den Japanern angeblich total angesagt sind. Darunter auch angeblich bombenfestes Haarspray. Mal schauen, ob es dem stürmischen Osaka trotzen kann. Auf der Dotonbori selbst gönnte ich mir dann erstmal ein Shirt in einem der diversen Geschäfte, die ziemlich fesche Kleidung führen. Zweifellos hauptsächlich für Hostboys, oder die, die welche werden, oder zumindest so aussehen wollen.

Ohne wirklich viel auf der Dotonbori ausgecheckt zu haben, folge ein Abstecher nach Amerika Mura, bzw. Amerika Town, ein Stadtviertel Osakas, das angeblich ziemlich amerikanisch geprägt ist. Abgesehen davon, dass in vielen Läden westliche Marken verkauft werden, ab und zu eine amerikanische Flagge zu sehen ist und überdurchschnittlich viel Justin Bieber-Mucke und HipHop läuft, unterscheidet sich Amerika Mura jedoch kaum vom Rest Osakas. Zufälligerweise entdeckte ich dort aber im Vorbeigehen einen kleinen Laden, der Takoyaki (Teigbällchen mit Oktopusarm, Soße, Gewürz und Fischflocken) verkauft.
Beste Takoyaki überhaupt.
Da mich schon den ganzen Tag der Hunger auf das Zeug quälte, erschien mir die Location gerade recht und ich bestellte eine Portion. 10 Stück für 300 Yen. Verdammt billig. Wie es scheint, war der Laden recht beliebt/berühmt. Zum einen war er schlichtweg voll mit Leuten und zum anderen hingen zahlreiche Autogramme diverser Leute an den Wänden. Nach dem ersten Bissen war schließlich auch klar, dass der Laden tatsächlich berühmt sein musste, denn bessere Takoyaki hatte ich in meinem Leben noch nie gegessen. Wollt ihr also einen Takoyaki-Orgasmus geht zu Daigen. So heißt der Laden.

Danach im strömenden Regen wieder zur Dotonbori. Es folgte stundenlanges Rumstolpern durch den Regen ohne wirkliches Ziel. Mehrere Orte wurden dabei doppelt passiert, habe ich so das Gefühl. Kurz vor dem Verlassen der Shopping-Fress-Meile noch ein Hemd gekauft und dann mit der U-Bahn zurück zum Hostel gefahren.

Morgen steht Umeda auf dem Plan. Zwar fehlt mir fast die Lust, schon wieder einkaufen zu gehen, aber dort gibt es angeblich das größte unterirdische Einkaufszentrum von ganz Asien. Muss man mal gesehen haben und so.

Crystal Tower
Torii
NHK-Gebäude


Burg von Osaka



 


Mercedes mit Bling Bling

Ich bei Daigen. Kamera im Gesicht.

Mittwoch, 28. September 2011

Shopping-Meile von Minamisenba

Heute die erste kleine Shopping-Tour in Minamisenba hinter mich gebracht. Eigentlich lief es eher darauf hinaus, dass ich mich nach der kurzen Fahrt mit der U-Bahn auf dem Weg zu besagter Shopping-Meile um die 5 Mal verlaufen habe und ständig Geschäftsmänner, Polizisten, Straßenreinigungskräfte oder sonstwen nach dem Weg fragen musste. War aber sehr lustig, trotz sengender Hitze auf eigene Faust Osaka zu erkunden. Der starke Wind, der anscheinend unentwegt in Osaka zu wehen scheint, macht es übrigens nicht kühler. Wer eine Jacke trägt, verliert.

Endlich angekommen musste ich erstmal feststellen, dass sich Tokyo und Osaka in Sachen optischer Auffälligkeit und hübsch anzuschauenden Leuten gegenseitig kaum etwas nehmen. Man kann praktisch gar nicht anders, als sich von oben bis unten underdressed zu fühlen. War aber so verdammt interessant, dass ich mich einfach mal 10 Minuten auf eine stark von jungen und freshen Leuten frequentierte Brücke gestellt und den Mob beobachtet habe. Sehr inspirierend.

Gekauft habe ich nicht allzu viel. Einen Cardigan, eine Mütze, zwei kleine Gatsby-Haarwachs-Portionen zum Testen, Deo, ein Halsband und einen Adapter für japanische Steckdosen. Achya, und natürlich eine Packung der legendären Brot-Sticks, die mir 2010 nahezu jeden Abend in Tokyo versüßt haben. Kleinkram halt hauptsächlich. Bilder unten.


Die Mütze
Gatsby-Haarwachs + Axe-Deo

Das Halsband
Die Schoko-Brot-Sticks

Der Cardigan (lustige Taschen, ne?)
Nishinari
Kabel. Erstaunlich.


Abgewrackte Udon-Bude

Dienstag, 27. September 2011

Ankunft in Osaka

Der Flug war lang, der Flug war nervig, aber nun bin ich letztlich doch gegen 17 Uhr Ortszeit in Osaka angekommen. Trotz der extrem großzügigen Film- und Serienauswahl an Bord der Emirates-Flugzeuge, die von Sucker Punch über Fluch der Karibik 4 bis zu Serien à la The Big Bang Theory reicht (über 300 Kanäle mit Filmen/Serien und eingebaute Spielekonsole für diverse Arcade-Klassiker), war das Fliegen diesmal eine qualvolle Tortur. Ich wusste nicht wohin mit meinen Beinen und an Schlaf war gar nicht erst zu denken, obwohl ich beim ca. zehnten Film kurz einschlief. Kurz. Kaum gelandet, durfte man natürlich, wie es eben in Japan so üblich ist, erstmal ewig an der Einreisestelle warten, um wenig später seine Fingerabdrücke abzugeben und irgendein unvorteilhaftes Bild von sich machen lassen. Lustig waren die zahlreichen Flughafenangestellten trotzdem. Erst fragte mich der Mann an der Passkontrolle auf Japanisch darüber aus, woher ich komme und was ich hier mache, um anschließend lachend festzustellen, dass sich meine Frisur im Vergleich zu meinem Passbild ziemlich verändert habe. Auf meinen Koffer musste glücklicherweise nicht warten, weil ich einer der letzten war, der durch die Passkontrolle gingen und alle Gepäckstücke längst bereit standen. Zwanzig Meter weiter beim Zoll, nimmt die Beamtin höflich grinsend meine Pass entgegen und beginnt beim Erblicken meines Visums für Austauschstudenten ebenfalls, mich erstmal auf Japanisch über meine Herkunft und meine japanische Uni zu befragen. Als ich ihr erzählte, dass ich auf die Universität von Kyoto gehe, bekam ich nur ein Ohoooo! zu hören. Ich hoffe, das ist ein gutes Zeichen. Vielleicht galt dieser Ausruf aber auch nur meiner anmutigen Erscheinung. Anschließend ging es via Nankai Rap:t in Richtung City und während man draußen aufgrund der fortgeschrittenen Dunkelheit kaum noch irgendwas erkennen konnte, lachten sich auf dem Nachbarplatz ein paar japanische Geschäftsmänner die gesamte Fahrt über halb tot. Über was sie lachten, hab ich nicht im Ansatz verstanden. Ich glaube, die Typen selbst aber auch nicht. Endlich am nächstmöglichen Bahnhof in der Nähe des Hostels angekommen, galt es leider zuerst festzustellen, dass das Teil gar nicht so leicht zu finden ist.

Allerdings reicht es aus, als verwirrter Europäer ziellos mit einer Karte in der Hand im Kreis zu laufen, um die Aufmerksamkeit eines japanischen Polizisten außer Dienst auf sich zu ziehen. Der kam sofort rüber und fragt auf Englisch, was wir denn suchen. Als ich es ihm, der Übung halber, gleich auf Japanisch erklärte, fühlte er sich wohl um einiges sprachgewandter und begann fleißig zu erzählen und irgendwelche Dinge zu fragen. Sein Kompliment an mein angeblich so tolles Japanisch musste ich allerdings bescheiden lächelnd ablehnen. Tatsächlich brachte der Herr mich bis zum Eingang des Hostels und nach mehrfachem Bedanken machte er sich fröhlich grinsend auf den Weg und bog um die nächste Ecke. Extrem cooler Typ, der einen extrem coolen Eindruck im Namen seines Landes hinterlassen hat. Mit dem Japanisch war es für heute aber noch nicht genug. Direkt beim Einchecken ins Hostel kam selbstverständlich sofort die Frage, ob man denn in der Lage sei, Japanisch zu sprechen und nach Beantwortung selbiger, ging es natürlich direkt in Landessprache weiter. War allerdings kein Problem. Der Kerl an der Rezeption sprach sehr human (soll heißen deutlich).

Das Hostel an sich ist leider ziemlich armselig. Alt, muffig, klein, dreckig. Die Zimmer haben Futon, Tatami-Matten, Klimaanlage und sogar einen Fernseher, aber dafür auch nur zwei Steckdosen (die beide vom Fernseher benutzt werden). Außerdem ist die unterste Lage des Futons dreckig. Darauf schläft man zwar nicht, wäre aber trotzdem schön gewesen. Highlight des Hostel-Aufenthalts bisher sind aber nichtmal die mäßig ansprechenden sanitären Einrichtungen, sondern der Besuch einer recht großen Kakerlake in meinem Zimmer. Nicht, dass ich Angst vor fetten Insekten hätte, aber es geht schließlich ums Prinzip. Werde die 5 Tage hier aller Wahrscheinlichkeit nach trotzdem überstehen. Auch ohne Prinzip.

Mein Hostel-Zimmer

Ich muss übrigens erneut feststellen, als Ausländer in Japan ist man immer noch eine Attraktion. Seht her und bestaunt den gräßlich Entstellten, den mondblassen Teufel aus dem Westen! Naja, nicht ganz so schlimm, aber die gucken. Und so.

Morgen geht es nach Nanba. Einkaufen.

McDonald's in Dubai
Gate für den Flug nach Osaka

Donnerstag, 22. September 2011

Ein paar Yen in der Tasche

Heute 20000 Yen bei den inkompetenten Angestellten der Bank abgeholt. Momentan ist der Wechselkurs zwar scheisse, aber ganz ohne Geld in der Tasche wollte ich mich nicht auf den Weg machen. Wer weiß, vielleicht wird meine EC-Karte auf dem Weg nach Japan von Piraten-Nazi-Ninja-Affen aus dem Weltall gestohlen. Dann habe ich wenigstens immer noch 20000 Yen Bargeld, die ich für Black Jack, Nutten und Koks auf den Kopf hauen kann und bin zudem um eine wunderbare Piraten-Nazi-Ninja-Affen-Erfahrung reicher.
Das Kofferpacken begann heute ebenfalls. Obwohl der größte Koffer im Haus herhalten musste, reicht er gerade mal für Kleidung und ein bisschen mehr. Wird sich wohl kaum umgehen lassen, noch ein zweites Gepäckstück mitzuschleppen. Naja, mal sehen. Vielleicht erweist sich der verbleibende Platz im Koffer geräumiger als gedacht.

Montag, 19. September 2011

Visum abgeholt

Heute konnte ich endlich mein College Student Visa für die Einreise in Japan beim Generalkonsulat in Düsseldorf abholen. Fühlt sich gut an, das Teil endlich in den Händen zu halten. Schließlich geht der Flug schon in einer Woche. Jetzt nur noch auf meine neue Kreditkarte warten, ein paar Yen abholen und Koffer packen. Ich hoffe, ich finde irgendeine Tasche als Handgepäck, das das Verstauen meines Notebooks ermöglicht. Ist nämlich leider nicht erlaubt, mehr als ein Stück Handgepäck mit an Bord eines Emirates-Fluges mitzunehmen. Nazis.