Samstag, 19. November 2011

Subjektives über das Leben in Japan. Und Photos.

Ich hätte diesen Eintrag auch alternativ Dinge in Japan, die scheisse und weniger scheisse sind nennen können. Dass er nicht Dinge in Japan, die toll und weniger toll sind heißt, liegt übrigens gar nicht unbedingt an meiner negativen Grundeinstellung zu allem, sondern daran, dass scheisse cooler klingt als toll. Cool wie ich bin, mache ich mir dies zu Nutze, um den Leser wissen zu lassen, wie badass ich bin. Naja, zum Thema. Eine Liste, die übrigens mit großer Wahrscheinlichkeit im laufenden Jahr fleißig ergänzt wird.

Dinge in Japan, die scheisse sind:

  • Unbedingte Regeltreue. Egal wie sinnlos die Regel auch sein mag oder wie viele sinnvollere Alternativen es gäbe, die Regel muss eingehalten werden.
  • Überirdisch schlecht isolierte Gebäude.
  • Der sogenannte 終電 (Shuuden). Der letzte Zug fährt hier nämlich um kurz nach Mitternacht. Nach Hause kommt man dann nur noch zu Fuß, mit dem Rad oder dem Taxi.
  • Aufgrund der in der Natur des Japaners liegenden freundlichen Art, ist oft eine ernst gemeinte Aussage nicht mehr von Heuchlerei zu unterscheiden.
  • Die meisten Waschmaschinen betreiben hier nur eine Kaltwäsche.
  • Der Großteil der Menschen in Kyoto ist entsetzlich verschlossen und Kontakte zu Einheimischen aufzubauen dementsprechend schwer.
  • Lebensmitteleinkäufe sind verhältnismäßig teuer und die Auswahl bescheiden. Besonders wer nicht auf westlichen Kram verzichten kann, wird schnell ein unerklärlich großes Loch in seinem Geldbeutel entdecken.
  • Ist man auch nur in der Lage, sich auf Japanisch zu bedanken, bekommt man von allen Seiten stets zu hören, man habe ein ach so unglaubliches Sprachtalent. Auf die Dauer nervig.
  • Zu viel Chlor im Wasser.
  • Eintrittspreise für Clubs liegen hier zwischen umgerechnet 20 und 40 Euro.
  • Die Qualität gekaufter Kleidung lässt im Regelfall zu wünschen übrig.
  • Alkoholische Getränke enthalten hier zumeist kaum Alkohol.
  • Man fühlt sich eigentlich immer underdressed. Ganz Japan ist ein Laufsteg.

Dinge in Japan, die weniger scheisse sind:

  • Auswahl und Bezahlen des Essens in vielen Restaurants an Automaten, was Warten auf den Kellner und ähnliche Probleme eliminiert.
  • Nahezu alles hat 24 Stunden am Tag geöffnet und das natürlich auch am Sonntag.
  • Verkehrsregeln werden hier lediglich nach eigenem Ermessen eingehalten.
  • Die Service-Kultur ist wohl der jeden anderen Landes überlegen. Hier ist der Kunde nicht König, hier ist er Gott.
  • Wer Shopping mag, wird Japan lieben. Im Prinzip kann man hier alles kaufen. Sie suchen eine handbemalte, goldene Statue eines Frosches mit Piratenhut, die auf einem Sockel aus Weltraummüll platziert wurde? Die Straße runter, links.
  • Das Essen ist lecker und auch noch gesund.
  • Sind Japaner betrunken, sind sie nicht nur offener, sondern auch um einiges angenehmer als europäische Alkoholkonsumenten.
  • Man wird partout nicht bestohlen. Es sei denn, es handelt sich um ein Fahrrad oder einen Regenschirm. An allem anderen haben Japaner anscheinend kein Interesse oder sind einfach ehrlicher als der Rest der Welt.
  • Die Hilfsbereitschaft der Japaner, besonders gegenüber Ausländern, ist kaum zu überbieten. Wodurch auch immer sie bedingt sein mag.

Mehr wird folgen.

Hier ein paar Photos.






Ein Vogel.

Montag, 14. November 2011

Der Osten ruft, ich fröhne dem ziellosen Vegetieren

Wie der ein oder andere vielleicht gemerkt haben mag, bleiben die Einträge in letzter Zeit aus. Liegt, wie vorher schon erwähnt, wohl hauptsächlich daran, dass ich hier jeden Tag Unterricht und andere Verpflichtungen habe, die meinen Sightseeing-Konsum ordentlich einschränken. Und so gerne ich auch mit Kamera bewaffnet die Straßen Kyotos unsicher machen würde, so muss ich doch auch zugeben, dass mir zumeist einfach die Muse fehlt, meine ohnehin schon voll gepackte Tasche und genervte Schulter mit einer nicht gerade handlichen Spiegelreflexkamera zu belasten.

Neben ausbleibenden Photos gibt es auch gar nicht mal so viel zu erzählen. Die Wochenenden werden meist in Downtown verbracht, wo man sich in Bars betrinkt oder ab und an den ein oder anderen Club heimsucht. Jedoch muss ich feststellen, dass es sich kaum lohnt, derartige Lokalitäten aufzusuchen.
Bestes Beispiel: Am vergangenen Freitag machte ich mich nach dem Besuch einer Izakaya auf den Weg zum nächsten Konbini, um am dortigen Geldautomaten Kohle für den anstehenden Club-Besuch abzuheben. Während ich aber so mir nichts dir nichts um Mitternacht da herum stand, sprach mich plötzlich ein betrunkener japanischer Student an, dessen Beispiel seine weniger betrunkenen Freunde kurz darauf folgten. Wie es der Zufall so will, habe ich mich nicht nur 3 Stunden mit den Typen unterhalten, Handy-Nummern ausgetauscht und Gratis-Bier bekommen, sondern einer jener Typen war auch noch der Neffe des Sängers der japanischen Heavy Metal-Band LOUDNESS.  Als ob das nicht schon cool genug wäre, gehe ich wohl Ende des Monats auch noch mit den Herren dank hervorragender Connections kostenlos auf eines der LOUDNESS-Konzerte, haha.
Nach der Verabschiedung machte ich mich wieder auf den Weg zum überteuerten Club, den ich um 3 Uhr morgens (schließt seine Pforten übrigens um 5 Uhr) nicht mehr für umgerechnet 25€ betreten wollte. Als ich also auf die restliche Crew vor dem Club wartete, sprachen mich schon nach kurzer Zeit zwei Mädels an, die sich ebenfalls über 2 Stunden lang mit mir unterhielten und hoffentlich meinen Japanisch-Sprachkenntnissen den ein oder anderen Boost verliehen.
Die Moral von der Geschichte ist kurz, aber knackig: Clubs sind teuer und scheisse, voll mit Schlampen und wer interessante Leute kennenlernen will, der sucht gefälligst auf der Straße oder ist cool genug, um ständig beim bloßen Rumstehen angesprochen zu werden.